Das immer noch vorhandene Rollenbild in der Gesellschaft vom "starken Mann" verhindert häufig, dass Männer über die ihnen angetane Gewalt schweigen und sich keine Hilfe holen. Aber es können sich neben den körperlichen Verletzungen auch seelische Folgen einstellen. Männer erleben dann sich aufdrängende Bilder, gefühlsmäßige Abstumpfung, erhöhte Reizbarkeit und Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen, Albträume oder anhaltende Magen-Darm-Beschwerden. Diese werden von den Betroffenen, Freunden und Angehörigen aber nicht mit der Gewalttat in Verbindung gebracht.
Wie auch der Fall von Timmy Weber aus der Nähe von Göttingen zeigt: Es war ein Samstag Abend in Göttigen. Er und einige Freunde gingen zum Feiern in eine Disco. Der Abend verlief völlig normal. Sie hatten Spaß, haben getantz, geredet und gelacht. Als er und seine Freunde die Disco am frühen Morgen verließen, beobachtet er eine Gruppe von Männern, die ein Mädchen bedrängten. Timmy Weber überlegte nicht lange, sondern mischte sich ein, versuchte zu beschwichtigen, da traf ihn der erste gezielte und brutale Schlag am linken Auge.
Acht Wochen lag er im Krankenhaus und dachte: "Das ist ja nicht so schlimm, in ein paar Wochen bin ich wieder fit." Aber ganz so einfach war es nicht, seine Seele rebellierte.....
Sexuelle Gewalt stellt sich den Männern oft als unaussprechliche Demütigung dar. Sie schämen sich. Opfer zu sein gilt in der Gesellschaft noch immer als unmännlich. Das Männerbild vom Beschützer hält sich bis heute hartnäckig. Dabei ist die Seele der Männer gerade in diesem Bereich genauso verletzlich.
Häusliche Gewalt findet in der Familie und in den Partnerschaften, einer in sich geschlossenen Einheit statt, wird verschwiegen, verharmlost. Welcher echte Kerl lässt sich in seiner Beziehung schon ständig demütigen, einschüchtern, beleidigen und schlagen, so die gängige Meinung. Hier den Weg heraus zu finden, fällt schwer.